Entdeckendes Lernen ist ein Unterrichtsprinzip, bei dem bei den Schüler*innen ein selbstaktiver Lernprozess initiiert wird. Der Kern ist ein Unterrichtsvorgehen, bei dem die Lernenden ein Phänomen (Sachverhalt) beobachten und daraus Fragestellungen oder Erkenntnisse ableiten. Die Lernenden untersuchen im Folgenden das Phänomen und versuchen Erklärungen, Theorien oder Lösungen zu finden. Hierbei setzt der eigenständige, forschende Lernprozess ein. Es werden subjektive Theorien, bzw. subjektive Modelle gebildet, die laut lernpsychologischen Untersuchungen besonders gut behalten werden (vgl. Peterßen 1999, S. 66). Der Begriff der subjektiven Theorie (bzw. subjektives Modell, subjektives Wissen) ist ein zentraler Begriff hierbei und grenzt das Prinzip deutlich von anderen ab. Stellen Sie sich dafür vor, Sie kaufen ein Mobiltelefon. Sie packen es aus und beginnen direkt die ersten Einstellungen vorzunehmen. Hierfür lesen die Wenigsten eine Bedienungsanleitung. Vielmehr durchsuchen sie die Menüs, nehmen Einstellungen vor, probieren ob es funktioniert oder nicht. Hierdurch baut Sie sich eine subjektive Theorie auf, wie das Menü des Mobiltelefons aufgebaut ist. Manchmal ist diese Theorie korrekt und manchmal hat diese Theorie auch Mängel. Genau dieses Prinzip ist beim entdeckendem Lernen das zentrale Element. Das Nachvollziehen und Nachentdecken sind wesentliche Merkmale beim entdeckendem Lernen, so dass in Folge ein persönlicher Prozess der Wissenskonzeption aufgestellt wird und Schritt für Schritt der Sachverhalt besser verstanden wird (vgl. Peterßen, 1999, S. 66-68).
Die Arbeit des Psychologen Jerome Bruner schaffte unter anderem die Basis für das entdeckende Lernen. Er stellte die Theorie auf, dass Kinder in der Lage sind komplexe Konzepte damit zu verstehen, sofern das verwendete Material ausreichend strukturiert ist (vgl. Kunter & Trautwein, 2013, S. 130).
Methodisch kommt es dabei darauf an, den zu vermittelten Sachverhalt so aufzubereiten, dass sich für die Lernenden Fragen aufwerfen, bevor sie über Theorien oder Lösungen nachdenken. Zu planen ist, wie und unter welchen Umständen Lernende sich so selbstständig wie möglich mit der Lösung einer Aufgabe beschäftigen und vor allem eigene Theorien (Modelle) aufstellen können. Die Lehrperson sollte also eine fordernde Situation kreieren, in welcher die Lernenden auf Probleme oder Fragestellungen stoßen.
Die Lehrkraft ist beim entdeckendem Lernen für die Gesamtentwicklung der Lernenden verantwortlich und sollte, sofern die Situation es ermöglicht, möglichst selten in den Lernprozess eingreifen. In manchen Situationen kann die Lehrkraft die Lernenden zum Beobachten, Fragen, Probieren und Darstellen ermuntern und gleichzeitig Hilfestellungen bereitstellen, sofern diese nötig sind.
Verschiedene Erfahrungen, Theorien, Modelle oder auch Lösungswege sind als Produkt der Arbeit der Schüler*innen erwünscht und sollten gemeinsam im Anschluss analysiert werden.
In Zendler und Klaudt (2018) wird der Unterrichtsprozess beim entdeckenden Lernen in drei Phasen unterteilt:
In der Konfrontationsphase steht das Problem im Vordergrund. Hierbei sollen Fragen und Ideen um das Problem entstehen.
In der Entdeckungsphase werden bestimmte Fragen aufgegriffen und sich auf eine Frage fokussiert, welche schließlich zentraler Unterrichtsgegenstand wird und aus welcher sich weitere Fragen ableiten.
In der abschließenden Präsentationsphase stellen die Lernenden ihre Fragestellungen, Lösungswege und erkannten Prinzipien vor (vgl. Zendler & Klaudt, 2018, S. 14)
Dieses Phasenmodell ist in manchen Lernsituationen sicherlich ein guter Ansatz zur Strukturierung. Denkbar sind aber auch komplett andere Unterrichtsverläufe, bzw. Ansätze.